Seit vielen Jahren gehört er zu Bern und zu YB. Das hätte er sich damals, als er 1965 als 26-jähriger holländischer Internationaler von Eindhoven zu YB wechselte, natürlich nie träumen lassen. Bert Theunissen war nicht nur ein grossartiger Spieler, sondern auch Publikumsliebling im Wankdorf und damit Nachfolger des legendären Geni Meier. Später wirkte er erfolgreich als Trainer (von 1980–1983) und er ist für YB seit vielen Jahren als Talentspäher im Einsatz.
Der Spieler Theunissen brauchte nicht lange, um sich in Bern einen Namen zu machen: In seiner ersten Saison erzielte der Mittelstürmer gleich 27 Meisterschaftstreffer. Eine unglaubliche Quote – denn er hatte nicht alle der damals 26 Partien bestritten.
Theunissen war beidfüssig und er verfügte über einen wahren Bombenschuss, einen „Gewaltshammer“. Felix Ansermet, damals YB-Torhüter, erinnert sich an die Trainings anno dazumal: „Als Selbstschutz musste ich jeweils meine beiden Handgelenke einbinden. Die Bälle waren viel schwerer als heute, und wenn es regnete, erreichten Theunissens Bomben eine ungeheure Wucht.“
Dies erfuhren auch andere Torhüter in den sechziger Jahren – etwa Gaston Prest, der Goalie des FC Luzern. Im September 1965 schoss Bert Theunissen im Spiel gegen den FCL gleich fünf Tore. Der Match – und auch dieser Tatbestand ist unvergessen – endete mit einem 9:2-Sieg der Young Boys.
Theunissen war von YB nicht zuletzt deshalb verpflichtet worden, weil es galt, Ernst Wechselberger zu ersetzen. Der Holländer, kraftvoll und doch mit stupender Technik, übertraf alle Erwartungen, aber in den Titelkampf vermochte die Berner Mannschaft nach den erfolgreichen Meisterjahren mit Sing-Nachfolger Hans Merkle nicht mehr einzugreifen. Nach zwei Jahren war das (erste) Theunissen-Gastspiel zum Leidwesen der Fans bereits zu Ende: Der Holländer wurde von Fortuna und dann von Telstar in sein Heimatland abgeworben. Doch drei Jahre später kehrte der verlorene Sohn, inzwischen 30-jährig, wieder ins Wankdorf zurück. Nun hiessen seine Trainer der Reihe nach Skiba, Schneiter/Eich und Hans-Otto Peters – und Theunissen schoss weiterhin YB-Tore, allerdings waren seine Dienste nun vor allem auch als Mittelfeld-Stratege gefragt.
Er konnte ein Spiel „lesen“ wie kein Zweiter – dies kam ihm später auch als Trainer zu Gute. Den FC Bern führte er mehrmals in die Aufstiegsspiele zur Nationalliga B, und später hinterliess er mit attraktivem Offensivfussball auch bei YB seine Trainerhandschrift. Bert war längst ein Berner geworden – auch wenn er seinen holländischen Akzent bis heute nicht abgelegt hat. Beim BSC Young Boys ist er Ehrenmitglied – und es ist Ehrensache für ihn, YB in jedem Heimspiel zu unterstützen.
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Autor: Charles Beuret
Quelle: YB MAG Nr. 2 / Saison 2018/19