Unvergessene Spieler: Alain Baumann

„…und dann ist der junge Baumann da – wunderbarer weiter Pass auf Lunde – der läuft allen davon und …Tor, Tor, Tor. Jetzt ist YB Schweizermeister!“

Ziemlich genau so tönt Beni Thurnheers TV-Zusammenfassung von 1986, von damals, als die Young Boys beim unvergessenen zweitletzten Match der Saison in Neuenburg gegen die Stars von Xamax 4:1 gewannen und Meister wurden. YB endlich wieder Meister nach 26 Jahren!

Das Spiel von der Maladière hat noch immer Kult-Status. Und für Alain Baumann, eben 20 Jahre alt geworden und in der Saison 1985/86 erstmals im Kader der ersten YB-Mannschaft, war diese Partie der Schlüssel zu einer langen und erfolgreichen Karriere als Fussballer.

Bis 1999, also 13 Jahre lang, stand der ehemalige Könizer Junior für YB auf dem Spielfeld. Meistens als defensiver Mann im Mittelfeld, mal zentral, mal links, mal rechts – aber immer mit dem Auge für den Mitspieler, mit dem richtigen und präzisen Pass nach vorn oder nach hinten, je nach gebotener Spielsituation. Er war keine spektakuläre Nummer 10, sondern die geborene und verlässliche Nummer 6, wie man im Jargon etwa sagte. Und deshalb war er für all seine Trainer (Mandziara, Grip, Csernai, Trümpler, Challandes, Conz, Andersson, Smajic, Ryf) unersetzbar, er spielte „immer“. Auch mal in der Abwehr, aber nie im Sturm.

Klar war er auch Captain, und klar hat er in all den Jahren manchen unvergessenen Nebenspieler „assistiert“. Ein aussergewöhnlich talentierter Fussballer sei Anders Limpar gewesen, sagt er in der Rückblende, aber er habe auch mit vielen anderen „Grossen“ spielen dürfen: Prytz, Bregy, Bamert und Jeitziner in der ersten Phase, dann Jacobsen und Limpar und viele andere.

1986 wurde er mit YB Meister, ein Jahr später Cupsieger. Es folgten unvergessene Europacup-Auftritte gegen Real Madrid, Ajax Amsterdam oder Celtic Glasgow. In letzteren, als YB im Rückspiel in Schottland um ein Haar weitergekommen wäre (es stand 0:0 in der Verlängerung), passierte Alain Baumann in unglücklichster Weise ein fatales Eigentor. „Heute kann ich darüber schmunzeln“, sagt er, „aber damals war ich am Boden zerstört.“ Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er in diesem Match als einer der besten YB-Spieler bezeichnet wurde.

Einer der besten, verlässlichsten und – vor allem – klubtreusten Spieler war Alain Baumann auch in den folgenden Jahren, als YB aus wirtschaftlichen Gründen um die Existenz und auch um das sportliche Überleben kämpfen musste. Es war eine triste Zeit mit zwei Abstiegen und dem Wiederaufstieg. Bevor er seine Spielerkarriere beim FC Thun abschloss, kam Alain Baumann gemäss einer inoffiziellen Statistik auf 399 sogenannte Pflichtspiel-Einsätze (mit 13 Goals) für den BSC Young Boys. Damit dürfte er in der ewigen YB-Rangliste hinter Martin Weber (499) und Jean-Marie Conz Rang 3 belegen.

Alain Baumann hat auch später noch zweimal Karriere gemacht: Als Sportchef bei YB und als Verkaufschef der Versicherungsagentur Helvetia.

***

Autor: Charles Beuret
Quelle: YB MAG, Nr. 3 / Saison 2018/19

Menü