Unvergessene Spieler: Kurt Feuz

Es ist eigentlich paradox. Er ist nie Meister geworden. Nie Cupsieger. Nie Internationaler. Nie Torschützenkönig. Und doch ist Kurt Feuz ein ganz Grosser des Schweizer Fussballs. Sein Name steht für Einsatz und Klubtreue. Von letzterer profitierte 37 Jahre lang der FC Münsingen, bei dem der ehemalige YB-Spieler eine unglaubliche zweite Karriere als Clubtrainer hinlegte. Diese hat er nun beendet – mit schweizweitem Echo. Und für uns Anlass, an Kurt Feuz als einstigen Fussballer des BSC Young Boys zu erinnern.

Damals: Der Trainer von YB hiess Timo Konietzka. Und Gelb-Schwarz hatte in der Romandie nicht gerade den besten Ruf. Die Zeitung «La Suisse» wurde nicht müde, über die Berner «Holzhacker» herzuziehen. Ein paar Jahre zuvor hatte das Blatt seinen Lesern empfohlen, am Pfingstmontag beim Spaziergang in der Gegend von Chalet à Gobet oberhalb Lausannes gut hinzuhören: Das Knallen, das man aus der Ferne vernehmen werde, sei nämlich auf das Krachen der Knochen beim Cupfinal YB – St. Gallen zurückzuführen.

Bei diesem Cupfinal spielte Kurt Feuz noch im Dress der Ostschweizer, nun aber stand sein Wechsel zu YB bevor. Konietzka wollte diesen Wechsel. «Solche Spieler», sagte er damals, «geben auf dem Platz alles. Und das brauchen wir.» Und er hatte recht! Kurt Feuz wurde in der der Tat zum verlässlichen YB-Teamplayer. Stets bereit, stets zweikampfstark, stets voll motiviert, bestens abgestimmt mit Mittelfeld-Stratege Karl Odermatt. Er war nicht der böse «Eisenfuss», wie ihn damals eine gewisse Romandie-Presse gebrandmarkt hatte. Er blieb mit seiner Rückennummer 3 im Zweikampf zwar unerbittlich, aber stets fair. Kurz: Der Abwehrspieler wurde in Bern schnell populär und bildete zusammen mit ebenfalls unvergessenen Defensivspezialisten wie Brechbühl, Trümpler, Rebmann, Schmidlin, Weber oder Conz eine sattelfeste Hintermannschaft.

Statistisch sieht seine Karriere beim BSC Young Boys so aus:
Ab 1978/79: 159 Meisterschaftsspiele Nationalliga A, 24 Cupspiele, 2 Europacup-Einsätze (Steaua Bukarest), 24 Intertoto- und Alpencupspiele, 21 gelbe Karten, 3 Tore. Erstes Spiel: 9. August 1978 im Cup gegen den FC Lerchenfeld, letztes Spiel am 2. Juni 1984 gegen Lausanne.

Im Zusammenhang mit Kurt Feuz interessiert die reine Statistik aber weniger als gewisse Begebenheiten, bei welchem «Föisi» im Zentrum stand… Zwei von ihnen seien hier nachstehend erwähnt:

Die Autobahn: Nach den «Nachtspielen» in St. Gallen oder im Tessin liess Trainer Timo Konietzka den YB-Car jeweils auf dem Autobahn-Pannenstreifen rund 20 Kilometer vor Bern anhalten. Kurt Feuz rief «Tschou zäme» zu seinen Kameraden, stieg in dunkler Nacht über den Autobahn-Zaun, wo sein Velo bereitstand. In wenigen Minuten war er daheim in Kirchberg. Feuz erinnert sich: «Stimmt, aber wenn wir schlecht gespielt haben, fuhr der Car ohne Halt ins Wankdorf – da kannte Timo Konietza kein Erbarmen.»

März 1981: Konietzka ist jetzt bei GC, bei YB heisst der neue Trainer Bert Theunissen. Xamax führt in Neuenburg gegen die Young Boys 1:0. Nach 51 Minuten: Penalty für YB. Feuz nimmt den Ball und schiesst – weit daneben. YB verliert den Match mit einem Tor. Im «Sport» ist zu dieser Szene nachzulesen: «Lambert Theunissen, hatten Sie tatsächlich Feuz als Elfmeterschütze bestimmt?» – Theunissen: Keineswegs. Francisco Sampedro war vorgesehen. Aber Feuz nahm einfach den Ball und setzte ihn trotz dem Protest vieler meiner Spieler auf den Punkt. Ich weiss wirklich nicht warum, aber sicherlich hatte er es gut gemeint.» Heute, 43 Jahre später, erinnert sich Feuz gut an die Szene: «Natürlich für mich unvergessen. Aber niemand drängte sich damals vor – auch Kudi oder René Müller nicht, auch nicht Brechbühl oder Weber…» Und schmunzelnd fügt er hinzu: «Von ihm muss ich mir die Vorwürfe heute noch anhören….».

Coach der Old Stars und neu im Boot

Auch während seiner langjährigen Tätigkeit als Trainer beim FC Münsingen blieb Kurz Feuz mit YB stets freundschaftlich und eng verbunden. Zusammen mit seinem ehemaligen Teamkameraden Martin Trümpler coacht er regelmässig die YB Old Stars bei ihren Einsätzen. «Für mich», sagt er, «ist die Verbundenheit mit meinen ehemaligen
Mitspielern des BSC Young Boys sehr wichtig. Es freut mich jedes Mal sehr, wenn wir uns wieder treffen.»

Kurt Feuz wird künftig auch in neuer Funktion bei unserem Club tätig sein: Nach Gesprächen mit Sportchef Christoph Sypcher und Chefscout Stéphane Chapuisat ist man sich einig geworden: «Feusi» wird als Mitarbeiter im Bereich Scouting künftig für YB die 15- bis 20-jährigen Talente im Grossraum Bern beobachten. Kurt Feuz war als Münsingen-Trainer übrigens ein wichtiger Faktor für die grossartige Fussballerkarriere von Christoph Spycher. «Wuschu» spielte sich unter «Föisi» ins nationale Blickfeld, aus dem später eine stolze Bundesliga- und Captain-Karriere (GC, Eintracht Frankfurt, YB) wurde. Der YB-Sportchef über seinen ex-Trainer Kurt Feuz: «Ein hervorragender Fussball-Lehrer: Im Spiel oder im Training gabs für ihn nie Kompromisse – da war er stets fokussiert. Aber neben dem Platz: Da machte er für uns Spieler alles. Ein ganz toller Mensch!»

Schön, dass wir den «alten Haudegen» bei uns im Boot haben.

Charles Beuret
YB MAG Nr. 4, Saison 2021/22

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