Erich Hänzi: Im Alltag eines Talentmanagers

Im Alltag eines Talentmanagers

Erich Hänzi ist Talentmanager beim BSC Young Boys. Gemeinsam mit dem Team der Nachwuchsabteilung «Youth Base» begleitet er die YB-Nachwuchstalente auf ihrem Weg zum Profi.

Als ehemaliger Spitzenfussballer und U14/15-Trainer bei den Young Boys, trat Erich Hänzi 2016 die Nachfolge des damaligen Talentmanagers Christoph Spycher an. Heute leitet Hänzi die Defensiv-Trainings in der Youth Base zusammen mit Steve von Bergen und betreut als Talentmanager die Entwicklung der Nachwuchstalente. Dreimal die Woche widmet er sich dem Nachwuchskader U14/15 und U17 bis U21, während am Donnerstag jeweils ein Training mit den sogenannten Perspektivspielern – den von der Youth Base selektionierten Talenten – stattfindet. In diesen Trainingssequenzen wird explizit an den gegenwärtigen Stärken und Schwächen der Talente gearbeitet. Die Perspektivspieler werden laufend beurteilt und halbjährlich von Hänzi und dem Trainerteam der Youth Base neu eingestuft. Die wichtigsten Kriterien für den Selektionsprozess seien die Persönlichkeit der Spieler, die technischen wie taktischen Fähigkeiten, die Spielintelligenz und nicht zuletzt die körperliche Leistungsfähigkeit. «Fussballerisches Talent alleine reicht nicht. Wichtig ist, dass die Spieler in den zuvor erwähnten Bereichen über eine herausragende Stärke und keine eklatanten Schwächen verfügen», so Hänzi.

Vom Fussballprofi zum Talentmanager

In seiner aktiven Fussball-Karriere spielte Erich Hänzi zwischen 1986 und 1993 sowie zwischen 2000 und 2003 für den BSC Young Boys, wurde 1987 Cupsieger und stieg 2000 als Captain in die Nationalliga A auf. Zwischen 1993 und 2000 spielte Hänzi für Lausanne und gehörte zwei Mal dem Team an, das den Schweizer Cup gewann (1998 und 1999).

Auf die Zeiten als Profifussballer blickt Hänzi sehr gerne zurück, jedoch seien ihm die aktuellen Erfolge im Beruf wichtiger: «Am Testspiel YB – Sion ging mir das Herz auf, als Lewin Blum die Flanke zu Jean-Pierre Nsame gab und dieser danach ein Kopfballtor erzielte!» Hänzi betreute den frischgebackenen YB-Profi Lewin Blum (Vertrag im Januar 2022) schon als Trainer in der U15 und begleitete seine Entwicklung aus nächster Nähe: «Es ist ein strenger und harter Weg, welchen die Spieler gehen müssen. Sie nehmen viel auf sich und müssen auf Vieles verzichten.» Hinzu kommt die hohe Qualität und das Niveau, welches zurzeit in der 1. Mannschaft von YB herrsche. Nachwuchsspieler kommen oft auf Umwegen in die Super League. Ein gutes Beispiel sei Blum, der vorerst in die Challenge League zu Yverdon ausgeliehen wurde und nun nach dem Transfer von Silvan Hefti ins Kader der 1. Mannschaft gerückt ist.

Die Arbeit mit Talenten und Eltern

Neuerdings werden die Perspektivspieler in zusätzlichen Trainingseinheiten von Hänzi auch eins-zu-eins betreut. Ausserdem führt er Einzelgespräche mit den Spielern und deren Eltern oder Bezugspersonen, um sie über den heutigen, eher hart umkämpften Fussballmarkt aufzuklären und ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sich die Nachwuchstalente im Fussball am besten entwickeln und etablieren können. Seine Aufgabe besteht nicht nur darin, potenzielle Profifussballer im sportlichen Bereich zu fördern: «Die Vermittlung der YB-Werte und die Identifikation mit dem Club zu steigern ist genauso wichtig. Wir wollen unsere jungen Spieler emotional an YB binden, damit sie eines Tages bei den Young Boys in der Super League Fuss fassen.» Dies sei zudem die grosse Herausforderung seiner Tätigkeit als Talentmanager. Viele junge Talente würden oft direkt kontaktiert, sei es von angeblichen Beratern, welche ihnen einen steilen Karriereweg im Ausland und das grosse Geld versprechen. In den Gesprächen kann Hänzi die Spieler und deren Eltern auf dieses Thema sensibilisieren. «Natürlich gibt es auch sehr viele gute Berater, welche einen erfolgreichen Entwicklungsweg in den Vordergrund stellen», so Hänzi.

«Jeder Spieler liegt mir am Herzen!»

Das persönliche Highlight an der Arbeit als Talentmanager seien die Trainingseinheiten mit den Jungs: «Auf dem Platz ist der Input direkt und wirkungsvoll.» Zudem betont Hänzi, dass dies nicht nur auf die Trainings mit den Perspektivspielern bezogen sei. Die Arbeit mit allen Nachwuchsteams mache ihm sehr viel Spass: «Jeder Spieler liegt mir am Herzen!»

Dass die Freude am Fussball an oberster Stelle stünde, sei zudem das Wichtigste, das er seinen Schützlingen mitgeben möchte: «Das ist die Grundvoraussetzung, um den harten Weg zum Fussballprofi meistern zu können.»

Erich Hänzi und sein ehemaliger Schützling Lewin Blum.

Autorin: Darja Geiser
Quelle: YBusiness Nr. 3 / 2021/22

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