Heinz Scheurer – ein wichtiges «Zahnrädli» im YB-Uhrwerk

Schon seit 26 Jahren amtet Heinz Scheurer beim BSC Young Boys als Schiedsrichterbetreuer. Er kennt jeden Schiedsrichter der Super League persönlich und begleitet sie an den YB-Heimspielen von ihrer Ankunft bis zur Rückreise.

1985 kam Heinz als Torwart der damaligen zweiten Mannschaft zum BSC Young Boys. Vier Jahre danach hütete er das Tor der neu entstandenen Ü30-Seniorenmannschaft und spielte zusammen mit ehemaligen YB-Profis wie Walter Eichenberger, Martin Weber, Jean-Marie Conz und vielen mehr. Zu dieser Zeit musste der Verein sparen: «Man fragte die Vereinsmitglieder für diverse Jöbli an. Dies führte dazu, dass ich 1995 die Schiedsrichterbetreuung übernahm.» Sein Debüt als Schiedsrichterbetreuer sei unvergesslich, wurde er doch direkt ins kalte Wasser geworfen: Im August 1995, als YB gegen die Grasshoppers spielte, zog sich Hauptschiedsrichter Philippe Leuba eine Verletzung zu, welche ihn daran hinderte, die Partie fortzusetzen. Damals gab es Schiedsrichter-Trios: «Die Schiedsrichter kamen nur zu dritt, da hatte man noch keinen vierten Offiziellen als Ersatz.» Der Schiedsrichter-Inspizient lehnte einen Einsatz ab, habe er doch zu lange schon kein Spiel mehr gepfiffen. Heinz war gefordert und man reagierte spontan mit einem Aufruf an die Zuschauer. So bestand die Hoffnung, unter ihnen einen geeigneten Kandidaten zu finden. Der damalige Erstliga-Schiedsrichter Guido Wildhaber meldete sich und pfiff die zweite Halbzeit souverän zu Ende. Dieses Ereignis war prägend für Wildhabers Schiedsrichter-Karriere und auch für den Schweizer Fussball: Es entstand Bedarf an einem vierten Offiziellen, welcher fortan in solchen Fällen einspringen würde.

Sein Nebenberuf – eine Herzensangelegenheit

Die Schiedsrichterbetreuung macht «Hene» nebenberuflich. Geht er seinem Hauptberuf nach, findet man ihn im Schulhaus Wankdorf. Als ehemaliger Schulleiter und heutiger Klassenlehrer steht er unter der Woche zu 100% im Einsatz für seine Kids. An Wochenenden, an denen die Young Boys Heimspiele bestreiten, betreut er die Unparteiischen. Als Schiedsrichter-Betreuer organisiert Heinz Scheurer vorgängig Unterkunft und Transport der Schiedsrichter und deren Staff. Am Matchtag begibt er sich zum Team-Meeting der Schiedsrichter. Hier werden beide Mannschaften analysiert und allfällige Szenarien besprochen. Nach dem Meeting bringt er das Quartett zum Stadion. Zwei Stunden vor Spielbeginn wird die Platzinspektion und der technische Check mit dem VAR in Volketswil gemacht. Ist der Rasen gut bespielbar? Wurden Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Spieler und der Schiedsrichter getroffen? Sind die Tornetze intakt? Funktionieren alle technischen Leitungen? Bei einem allfälligen Mangel ist Heinz dafür verantwortlich, die betreffenden Personen zu informieren, um das Problem zu lösen. Nach der Platzinspektion geht das Schiedsrichter-Team zur mentalen Vorbereitung in die Kabine: «Jedes Schiedsrichter-Team bereitet sich anders auf den Match vor. Manche brauchen laute Musik und Power und andere absolute Stille. Das ist sehr interessant und macht meinen Job so spannend. Ich habe das grosse Glück, dass sie mich in dieser speziellen Phase dabeihaben möchten.» Während des Spiels verfolgt er das Geschehen auf den Sitzplätzen hinter dem vierten Offiziellen, in der Pause empfängt er die Schiedsrichter im Spielertunnel, um sie vor möglichen Diskussionen abzuschirmen. Nach Spielschluss begibt sich das Schiedsrichter-Quartett mit dem Inspizienten in die Kabine für die Nachbesprechung. Auch hier darf Heinz oft als Zuhörer und manchmal als Ratgeber dabei sein. Danach folgt das gemeinsame Abendessen: «Im Normalfall haben wir einen Tisch in der Lounge. Dies ist im Moment leider nicht möglich.» Anschliessend chauffiert Heinz die Schiedsrichter wieder in ihre Unterkunft zurück. Nach sechs bis acht Stunden Einsatzzeit hat er Feierabend.

Natürlich gibt es aufgrund der Pandemie einige weitere Anpassungen in der Betreuung: Meetings finden alle im Stadion statt, während des Spiels ist Heinz auf der Pressetribüne neben dem Schiedsrichter-Inspizienten statt in unmittelbarer Nähe zum Spielfeldrand und bei der Platzinspektion ist es ihm nicht gestattet, den Rasen zu betreten.

Dessen ungeachtet ist die Schiedsrichterbetreuung eine Herzensangelegenheit für Heinz. Der 63-Jährige blickt nach vorne: «Ich freue mich, dass ich weiterhin an vorderster Front bei YB dabei sein darf!»

Autorin: Darja Geiser
Quelle: YBusiness Nr. 4 / 2020/21

Menü