In 122 Jahren YB-Geschichte haben die Berner Zuschauer immer wieder Fussballer bewundern dürfen, die aufgrund ihrer Leistungen und Klasse bei den Fans Kultstatus erlangten.
Es gab aber nur ganz wenige «Schütteler», die vom BSC Young Boys ein Abschiedsspiel erhielten – für ihre Verdienste auf dem Spielfeld und ihre Klubtreue: Nämlich Geni Meier (1963), Walter Eichenberger und Köbi Brechbühl (1984) sowie Thomas Häberli (2009). Die aussergewöhnliche Ehre wird verdientermassen auch Marco Wölfli widerfahren.
1984 wars, genau am 27. April. YB trat vor (nur) 5’500 Zuschauern mit all jenen Akteuren an, die mit «Wale» und «Köbi» unvergessliche Spiele bestritten hatten: 22 Mann waren dabei – unter ihnen unter anderem Willi Allemann, Hans-Otto Peters, Karl Odermatt, Hans-Peter Schild, Otto Messerli, Walter und Kudi Müller, Seppi Küttel, Jean-Claude Bruttin oder Marcel Cornioley. Und noch prominenter die gegnerische Mannschaft, die «Traditionself Uwe Seeler». Wolfgang Fahrian, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Lothar Emmerich und eben Uwe Seeler gaben sich die Ehre, auf dem für sie «heiligen» Wankdorfrasen anzutreten. Das Spiel ging für YB mit 6:8 verloren (mit Penalty-Torschütze Eichenberger) – aber das war Nebensache. Wer im Stadion war, hatte wie die Spieler unten auf dem Feld, einen Heidenspass.
ZWEI RICHTIGE «BÄRNER GIELE»
Das Matchprogramm von damals charakterisierte das Duo Eichenberger/Brechbühl treffend: «Zwei Fussballer, die im letzten Jahrzehnt zur Berner Sportszene gehören wie die Aare, das Bundeshaus oder der Gurten zur Stadt Bern. Die Beiden haben einiges gemeinsam: Beide sind echte Bärner Giele. Beide spielten im Laufe ihrer Karriere als Spitzenfussballer ausschliesslich für YB. Beide fanden über die YB-Juniorenstufen den Weg in die erste Mannschaft. Beide spielten für die Nationalmannschaft. Beide waren Cupsieger 1977.»
EICHENBERGER: UNZÄHLIGE YB-SPIELE
Nicht weniger als 15 Jahre lang hat sich Walter Eichenberger im YB-Tor behauptet. Insgesamt bestritt er 335 Nationalliga-A-Spiele. Zusammen mit Cup-, Europacup-, Vorbereitungs- und Freundschaftsspielen dürfte er wohl fast tausendmal zwischen den Pfosten gestanden haben. Seine Vorgänger bei YB hiessen Walter Eich (sein Lehrmeister), Felix Ansermet und Rolf Fischer, sein Nachfolger mit längerer Präsenz im YB-Tor war Urs Zurbuchen. Einen Höhepunkt seiner Goalie-Karriere erlebte Eichenberger vor 45 Jahren: Im Herbst 1975 blieb er zusammen mit seiner Abwehr (Vögeli, Brechbühl, Trümpler, Rebmann) in Ernstkämpfen während 753 Spielminuten (!) ohne Gegentor. Und klar: Der Cupsieg 1977 als Captain überstrahlte alles – daneben gab es einen Sieg im Liga-Cup, einen Vizemeistertitel und zwei weitere Cupfinal-Teilnahmen. Später kam bei ihm der Meistertitel von 1986, den er als YB-Sportchef massgeblich mitverantwortete, dazu. Walter Eichenberger ist inzwischen auch schon 74-jährig, aber fit wie eh und je – und an jedem YB-Heimspiel dabei.
DER UMFUNKTIONIERTE BRECHBÜHL
Sechs Jahre jünger als «Wale» ist «Köbi» – einst erklärter Publikumsliebling im Wankdorfstadion. Seine Fussballerkarriere verlief ganz anders, als er sich das als YB-Junior vorgestellt hatte. Denn damals war der kleine Brechbühl Angriffsspieler, genauer: Flügelstürmer. Seine Schnelligkeit war beeindruckend – aber in der ersten Mannschaft war die Konkurrenz im Angriff gross. Trainer Kurt Linder aber hielt viel vom schnellen und athletisch beeindruckenden Brechbühl und setzte ihn zuerst versuchsweise, alsdann definitiv als rechten Aussenverteidiger ein. Auf dieser Position blühte Köbi richtiggehend auf, er erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz bei YB – und unter Nationalcoach René Hüssy bald auch in der Nationalmannschaft (20 Berufungen). Die Fachwelt staunte nicht schlecht: Da gibts einen Aussenverteidiger, der nicht einfach hinten bleibt, sondern stets mitstürmt. Die Flügelläufe Brechbühls sorgten auf den Rängen für Stimmung und in der gegnerischen Mannschaft mitunter für Chaos. Auf seine Art war der 168 Zentimeter kleine Köbi so etwas wie der «Mbabu der Siebzigerjahre». Aus gesundheitlichen Gründen musste Jakob Brechbühl seine YB-Karriere früh abbrechen. Wie sein Freund Walter Eichenberger (Versicherungsbranche) etablierte er sich in der Folge als erfolgreicher Geschäftsmann mit einer eigenen Firma in der Personalvermittlung.
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Autor: Charles Beuret
Quelle: YB MAG Nr. 3 / 2019/20