Unvergessene Spieler: Lars Lunde

Es macht mir immer wieder Freude, Gäste im YB-Museum zu empfangen und aus unserer 121-jährigen Geschichte zu erzählen. Selbstverständlich kommen wir dabei bald einmal auf das Jahr 1986 zu sprechen – auf damals, als YB nach 26 Jahren endlich wieder einen Meistertitel gewann. Ich frage jeweils in die Runde, ob man mir ein paar Namen von Spielern nennen könne, die 1986 im Team von Alexander Mandziara dabei waren.

„Lunde!“

Die Antwort kommt in der Regel spontan, und auch die jungen Museumsbesucher nicken; sie haben den Namen schon oft gehört. Dann wird auch Prytz genannt, dann Bregy, Conz, Weber, Zuffi und so weiter. Aber der Name von Lars Lunde fällt stets zuerst.

Eigentlich überraschend, denn Lunde spielte keine zwei Jahre bei YB. Aber sie waren nachhaltig und sind deshalb unvergessen. Der junge dänische Stürmer mit langem, wehendem, blonden Haar lief allen davon, er hatte einen unglaublichen Zug aufs Tor – und er war treffsicher. Beim legendären 4:1-Erfolg in Neuenburg, als „wir“ gegen das Star-Team von Xamax eine Runde vor Schluss den Meistertitel holten, schoss Lunde zwei entscheidende Tore. Sie sind im Museum zu sehen – und sie begeistern die Leute nach wie vor.

Klar, dass dieser Lars Lunde, in der YB-Meistersaison Schweizer Topskorer mit 21 Goals, in Bern nicht zu halten war. Nach den Spielen gegen Real Madrid im Europacup der Meisterklubs (1:0 und 0:5) im September 1986 wurde sein Transfer zu Bayern München perfekt. YB kassierte Fr. 1’000’000.-, eine Million – das war damals die unglaubliche Vereins-Rekordsumme, und die Bayern wurden 1987 mit Lunde deutscher Meister.

Der Spieler Lars Lunde (geboren am 31. März 1964) war anders als alle anderen. Er war erst 20-jährig, als er, als talentierter Junioren-Internationaler aus Dänemark, bei YB seine Profi-Karriere in Angriff nahm. Schüchtern war er schon damals nicht. Er sei eben sehr „selbstbewusst“, sagte sein Trainer Alexander Mandziara artig, aber Lundes Mitspieler hatten ein anderes Wort für ihn: „Er ist ein Frechdachs!“

Doch der „Frechdachs“ verschaffte sich schnell einmal den Respekt seiner Mannschaftskameraden. Er war nämlich nicht so, wie er sich gab (und gibt) – er war durchaus ein ehrlicher Teamplayer. Und schon bald spielte der junge Athlet auch als Publikumsliebling im Wankdorf. Wenn er mit einem langen Ball lanciert wurde und loszog – ja, dann war im gegnerischen Strafraum meist etwas los…

Und Lars Lunde blühte richtiggehend auf, als der schwedische Internationale Robert Prytz verpflichtet wurde. „Prytz war der beste Ausländer, den YB je hatte“, sagt Lunde heute. Die Einschätzung dürften, was die 80 Jahre im alten Wankdorfstadion betrifft, viele mit ihm teilen. Prytz verstand es jedenfalls auf meisterliche Art, Lunde optimal einzusetzen. Ohne das Duo Prytz/Lunde wäre YB 1986 wohl nicht Meister geworden.

Die Karriere Lundes als Spieler (55 Spiele bei YB, dann Bayern München und Leihspieler bei Aarau) endete leider nach einem schweren Autounfall im Jahr 1988 bekanntlich abrupt und tragisch. Aber die Beziehung zu Bern und zum BSC Young Boys blieb stets bestehen – und heute gehört der einstige dänische „Frechdachs“ zu den Rekordspielern im Team der YB Old Stars und zu den regelmässigsten Matchbesuchern. Dass Lars Lunde auch in seinem zweiten Beruf grosse Anerkennung geniesst – er ist ein einfühlsamer und kompetenter Spitalmitarbeiter im Pflegebereich – sei an dieser Stelle besonders hervorgehoben.

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Autor: Charles Beuret
Quelle: YB MAG, Nr. 4 / Saison 2018/19

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