Unvergessene Spieler: Rachid Neqrouz

Er war ein aussergewöhnlicher Spieler. Nicht nur dank seinen fussballerischen Qualitäten, sondern und vor allem aufgrund seines Charakters: Er, der Marokkaner, identifizierte sich mit YB wie kein anderer seiner Teamkollegen. Er gab alles für Gelb-Schwarz, er litt wie kaum ein anderer nach Niederlagen, nach der Entlassung seines väterlichen Trainers Jean-Marie Conz weinte er bittere Tränen – ebenso nach dem sportlichen Abstieg 1997 in die Nationalliga B ein Jahr später. Da brach für ihn eine Welt zusammen. So war eben Rachid Neqrouz.

Bern war seine erste Ausland-Station. YB-Präsident Jacques Chèvre (damals im Triumvirat des VFSW mit Orlando Mordasini und Hansruedi Schaer) war mit Sportchef Conz nach Rabat zu Transferverhandlungen geflogen. Letztere verliefen erfolgreich und speditiv, jedenfalls sass Neqrouz bereits bei Chèvres Rückflug im Flugzeug – zusammen mit seiner Frau. Conz hingegen hatte keinen Platz mehr; er erreichte Bern einen Tag später…


Rachid Neqrouz in einem Spiel mit YB gegen Lausanne.

Obschon er in Bern keineswegs viel verdiente und oft länger auf seinen Lohn warten musste, war Rachid Neqrouz der Vorkämpfer auf dem Platz – und zwar sowohl beim Match als auch beim Training. Er war Verteidiger und als Abwehrchef der eigentliche Nachfolger von Martin Weber. Er bestritt insgesamt 100 Spiele in seinen drei Jahren beim BSC Young Boys, in denen er fünf verschiedene Präsidenten und vier verschiedene Trainer kennenlernen musste.

Dass Rachid Neqrouz Bern am 1. September 1997 schliesslich verliess, hatte gute Gründe: Einerseits war YB dringendst auf eine Transfereinnahme angewiesen, anderseits war die Nationalliga B für den Spieler als Vorbereitung für die WM-Endrunde 1998 eher ungeeignet. Da kam das Angebot des italienischen Serie-A-Klubs Bari gerade recht. Neqrouz wechselte für 1,2 Millionen Franken nach Italien. Er werde YB nie vergessen und ewig Fan bleiben, gab er nach seinem letzten Spiel (4:1-Sieg gegen Baden) unter Tränen zu Protokoll. Und: Er gehe zwar mit Wehmut, aber mit einem Sieg.

Neqrouz bestritt in Bari bis 2003 immerhin 159 Meisterschaftspartien und mit Marokko 52 Länderspiele – mit Bern aber riss der Kontakt leider ab. Dennoch ist sicher: Er wird seine YB-Zeit so wenig vergessen wie YB seinen einstigen grossartigen Spieler.


Bittere Tränen: der untröstliche Rachid Neqrouz nach dem Abstieg.

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Autor: Charles Beuret
Quelle: YB MAG Nr. 1 / Saison 2018/19

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